MBSR & Achtsamkeit Stuttgart

Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit bedeutet Geistesgegenwart und ist die Fähigkeit, sich voll und ganz auf das Hier-und-Jetzt einzulassen. Achtsam zu sein, heißt demnach, die Aufmerksamkeit absichtsvoll auf die Gegenwart auszurichten und dabei eine gelassene, nicht-wertende Haltung einzunehmen.

 

Der Gleichmut, der mit der Übung von Achtsamkeit einher geht, bringt nicht nur eine Entspannung, die körperlich spürbar ist, sondern auch ein Klarheit des Geistes, durch die sich uns die Dinge oder Ereignisse wirklichkeitsgemäßer zeigen.

 

Eine wichtige Funktion von Achtsamkeit ist die Fähigkeit, Ereignisse oder Vorgänge sehr genau wahrzunehmen und dadurch besser und genauer zu erinnern. Wenn wir beispielsweise in einem Gespräch achtsam Zuhören, ist es uns im Nachhinein möglich, das Gehörte präzise wiederzugeben. Eine wohl entfaltete Achtsamkeit wirkt so der Tendenz zu selektiver Wahrnehmung entgegen und hilft die Gedächtnisleistung zu verbessern.

 

Die Geistesgegenwart der Achtsamkeit ist geprägt durch eine Balance zwischen zugewandter Präsenz und gelassener Distanz. Achtsamkeit ist insofern eine  Fähigkeit, die aus dem universell-menschlichen Vermögen entspringt, die Aufmerksamkeit gezielt zu nutzen und zu verfeinern.

"Achtsamkeit ist Bewusstheit, die nicht an der Oberfläche bleibt. Sie sieht die Dinge tiefgründiger, unter der Ebene der Vorstellungen und Meinungen. Diese Art von tiefer Beobachtung führt zu völliger Gewissheit, einer vollständigen Abwesenheit von Verwirrung."

Achtsamkeitstraining

Oftmals beginnt ein Achtsamkeitstraining mit der bewussten Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf die Atmung. Der Atem ist unser ständiger Begleiter. Doch nur selten sind wir uns dessen bewusst, wie wir gerade atmen: schnell, langsam, flach, tief, stockend, fließend usw.

 

Indem wir die Aufmerksamkeit gezielt auf die Atmung lenken und uns mit dem Fluss des Atems vertraut machen, lernen wir nicht nur etwas über uns selbst, sondern es wird sich in der Regel auch Entspannung einstellen. Sie ist direkt spürbar und hat Auswirkungen auf unsere körperlich-geistige Verfassung.

 

Aufbauend auf dieser subtilen Erfahrung, gibt es verschiedene Übungen, durch die die Achtsamket weiter geübt und trainiert werden kann.

 

Ähnlich wie bei einem Muskel können unterschiedliche Facetten der Achtsamkeit trainiert und für verschiedene individuelle Anliegen oder soziale Problembereiche nutzbar gemacht werden. Unter anderem um Stress zu reduzieren, Kommunikation zu verbessern und/oder Einsichten zu erlangen.

pragmatisch und progressiv

Ein gutes Achtsamkeitstraining zeichnet sich dadurch aus, dass es pragmatisch und progressiv ist. Es orientiert sich einerseits an den praktischen Anforderungen der Übenden ohne dogmatisch Vorstellungen des Übungsweges vorweg zu nehmen. Andererseits (und damit zusammenhängend) ist es progressiv. Das bedeutet, es ermöglicht Fortschritte, indem die einzelnen Übungseinheiten aufeinander aufbauen und abgestimmt, aber zugleich ‚offen‘ sind.

 

Das „Geistestraining“ der Achtsamkeit wie es beispielsweise von Nyanaponika beschrieben wird, hat drei rekursiv aufeinander bezogene Bestandteile:

 

1. Erkenntnis des Geistes (als das Erkennen körperlich-emotionaler und geistiger Zusammenhänge)

 

2. Formung des Geistes (als Schulung vom Konzentration und Gelassenheit)

 

3. Befreiung des Geistes (von Anhaftungen, Verzerrungen, Täuschungen)

 

Diese drei Bestandteile sind einerseits aufeinander folgende Stufen, zugleich aber bedingen sie sich auch wechselseitig. So sind Einsicht und Erkenntnis zwar Voraussetzungen der Veränderung („Formung“) des Geistes. Gleichsam entsteht und vertieft sich Einsicht auch mit zunehmender Formung (Übung).

Die richtige Balance

Die Voraussetzung für die Teilnahme an einem Achtsamkeitstraining ist, dass wir wacher für die verschiedenen Aspekte unseres körperlich-geistigen Daseins sein wollen. Motivation ist damit der erste Pfeiler der Kultivierung von Achtsamkeit. Sie gibt uns Kraft und das nötige Durchhaltevermögen.

 

Der zweite Pfeiler ist gewissermaßen der Gegensatz zum Wollen – das Loslassen. Nur wenn wir einerseits Willens sind und andererseits die nötige Gelassenheit besitzen, die Dinge zu lassen und damit (möglichst objektiv) zu sehen, kann sich eine möglichst vorurteilsfreie Wahrnehmung einstellen. Achtsamkeit ist damit der mittlere Pfad zwischen Aktivität und Passivität im Hinblick auf die bewusste Ausrichtung unseres Geistes.

 

Die richtige Übung von Achtsamkeit zeichnet sich aus durch einen Ausgleich der verschiedenen, teils widerstreitenden, Kräfte und Energien. Achtsamkeit ist damit auch stets ein Balanceakt zwischen Anstrengung und Gelassenheit, Anspannung und Entspannung, Wollen und Lassen.

Wozu achtsam sein?

Neben den genannten Fähigkeiten, die in der Achtsamkeitspraxis kultiviert werden (Geistesgegenwart, Gelassenheit, Erinnerungsvermögen usw.) gibt es verschiedene programmatische Anwendungsbereiche eines Achtsamkeitstrainings, z.B.:

 

  • Training von Resilienz und im Umgang mit Schmerzen und der Reduktion von Stress (MBSR-Programm)
  • Achtsamkeit als unterstützende Maßnahme im Bereich Sucht und Therapie (z.B. IMAC-Mind-Programm und MBCT)
  • die Kultivierung von Mitgefühl, Selbstakzeptanz und innerer Zufriedenheit (z.B. MBCL-Programme)
  • Einübung von Aufmerksamkeit und Empathie für Kinder und Jugendliche im Bildungsbereich (z.B. AKiJu „Achtsamkeit mit Kindern und Jugendlichen“)
  • Achtsame Kommunikation und „mindful leadership“ im Bereich Organisation und Entwicklung

 

Was wir mit Achtsamkeit machen, ist eine ebenso offene Frage, wie, was Achtsamkeit mit uns macht. Ist die Bereitschaft vorhanden, Achtsamkeit mit der nötigen Geduld und einem offenen „Anfängergeist“ zu üben, so ist jedenfalls die Erschließung neuer Horizonte persönlicher Erfahrung und Entwicklung gewiss.

"Wenn man in unmittelbarer Anschauung aus dem Wiederholungszwang der gewohnten Perspektiven heraustritt, gibt man den Dingen gleichsam die Möglichkeit, sich voll auszusprechen, und man bekommt dadurch vieles zu hören, was bisher von der momentanen Melodie des rein assoziierenden Denkens und Fühlens übertönt wurde."